Programm komplett mit Kurzfilmwettbewerb und Special Screening IN FOCUS: WOMEN IN LITHUANIAN CINEMA. Eröffnungskonzert von Rūta MUR und Performance von IKRA.
Die 11. Ausgabe des Filmfestivals LITAUISCHES KINO GOES BERLIN findet vom 03. bis 07. November 2021 statt. Angepasst an die aktuelle Hygieneverordnung präsentiert das Festival dem Berliner Publikum in den Kinos Sputnik und ACUD die besten Kurz- und Langfilme aus Litauen, darunter neue Produktionen sowie Festival-Highlights und Klassiker der Filmgeschichte. Der KURZFILMWETTBEWERB mit vier Programmen und das Special Screening IN FOCUS: WOMEN IN LITHUANIAN CINEMA vervollständigen das Festival-Lineup 2021. Das Eröffnungskonzert von Rūta MUR und die Performance HUMAN MYSTERY EQUALS THAT OF AN INSECT von IKRA ergänzen das Filmprogramm. Die diesjährigen FESTIVAL PEARLS, ein Vortrag mit Fokus auf weibliche Perspektiven im litauischen Film sowie eine Fotoausstellung zur Kinokultur in Litauen wurden bereits angekündigt (PM vom 12.10.).
Achtung – Korrektur zum Titel der Fotoausstellung: Die im Rahmen des Festivals stattfindende Ausstellung zur Kinokultur Litauens trägt den Titel CINEMAS IN LITHUANIAN REGIONS. Die Ausstellung findet vom 03. bis 24. November 2021 im Sputnik Kino statt.
Kurzfilmwettbewerb mit vier Programmen
Der alljährige Kurzfilmwettbewerb besteht dieses Jahr aus einer Auswahl von Kurzfilmen der Festivalausgaben 2019 und 2020. Die Kollektion wird in vier Programme aufgeteilt, die sich jeweils aus sechs oder sieben Filmen zusammensetzen. Mit dabei sind LIMOUSINE (2021) von Saulė Bliuvaitė, in dem sich Menschen verschiedener Generationen und Herkünfte auf der Fahrt in Limousinen den großen Spaß erhoffen. Der Film wurde kürzlich mit dem Preis für den besten kurzen Dokumentarfilm beim Internationalen Filmfestival Warschau ausgezeichnet. Ein weiterer Preisträgerfilm ist IT’S ALRIGHT (2020) von Jorūnė Greičiūtė, ausgezeichnez mit dem Preis für den besten litauischen Kurzfilm beim SCANORAMA Film Festival 2020. Greičiūtė erzählt darin die Geschichte eines Mannes und einer Frau, die sich an einem versteckten Flussufer verabreden. Doch das Date läuft alles andere als geplant.
Ein wiederkehrendes Thema stellt ebenfalls die eigene Existenz in den Wettbewerbsfilmen dar. Sie nimmt eine zentrale Rolle in der Kurzanimation ROOTS (2021) von Jonas Juškaitis ein. Darin erzählen im unabhängigen Litauen geborene Jugendliche von ihrem Aufwachsen in einem postsowjetischen Land. Nach und nach wird die Komplexität dahinter enthüllt. Auch in PLACES (2020) von Vytautas Katkus wird die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion thematisiert: Zwei Freunde aus Kindertagen streifen durch das ehemalige Sowjet-Viertel, in dem sie aufgewachsen sind. Dabei versuchen sie, ihren Abschied von diesem bald verschwundenen Ort so lange wie möglich hinauszuschieben. Der Film wurde 2020 im Kurzfilmwettbewerb Orrizonti bei den internationalen Filmfestspielen Venedig aufgeführt.
Special Screening IN FOCUS: WOMEN IN LITHUANIAN CINEMA
Die Retrospektive wird für die 11. Festivaledition ersetzt durch das Special Screening IN FOCUS: WOMEN IN LITHUANIAN CINEMA. Fünf kurze Dokumentarfilme zeigen die unterschiedlichen Repräsentationen von Frauen im litauischen Kino nach der Unabhängigkeit. In ALDONA (2012) begleitet Regisseurin Emilija Škarnulytė ihre gleichnamige Titelheldin auf ihrem täglichen Gang in den Grūtas-Park. Aldona ist 1986 erblindet – Ärzt*innen vermuten, die Explosion des Kernkraftwerks Tschernobyl hätte ihre Sehnerven geschädigt. Durch ihre Berührung mit den rauen und unvergänglichen Denkmälern verbindet Aldona Vergangenheit und Gegenwart miteinander. Giedrė Beinoriūtė gewährt in ihrem Film MY LONELY FRIENDS (1997) Einblicke in das tägliche Leben von fünf Single-Freundinnen. Jede von ihnen hat sich eine eigene Welt der Einsamkeit geschaffen, die sich in etwas Einzigartiges verwandelt, wenn sie sich treffen.
In die Welt der Kunst und Mode Litauens wird ebenfalls eingetaucht: Janina Lapinskaitė behandelt in NUDE (2000) die ab 1977 entstandene Fotoserie „Woman About Men” der Fotografin Snieguolė Michelkevičiūtė. Darin wurden Akte von alternden Männern abgebildet. Das Sujet wurde als zu eigenartig angesehen, so dass ihr Werk für lange Zeit in Vergessenheit geriet. Der Film versucht, die Hintergründe des kreativem Schaffens Michelkevičiūtės zu zeigen sowie den Konflikt zwischen ihr und dem kreativen Objekt. Mit IN VOGUE (1999) gewährt Artūras Jevdokimovas wiederum einen Blick hinter die Kulissen der Modewelt Litauens in den 1990er Jahren.
Inspiriert wurde das Programm von dem Buchband „In Focus: Women in Lithuanian Cinema” von Dr. Natalija Arlauskaitė und Lina Kaminskaitė, erschienen im LAPAS Verlag. Kaminskaitė wird im Rahmen des Festivals einen Vortrag unter dem gleichen Namen halten, der am Sonntag, den 07. November, um 16:00 Uhr in der Sputnik Kinobar stattfindet (mehr dazu in der vorangegangen PM).
Das Screening wurde entwickelt von dem LAPAS Berlag in Zusammenarbeit mit „Lithuanian Shorts”, „Meno avilys” und dem litauischen Fernsehsender LRT.
Eröffnungskonzert von Rūta MUR und Performance von IKRA
Rūta MUR ist eine der vielversprechendsten Musikerinnen Litauens. Ihre Lieder basieren auf Gefühlen, gemischt mit einem Sinn für Nostalgie und einer tief berührenden musikalischen Atmosphäre. Ihre Musik wird oft als die portugiesische Saudade beschrieben: ein tiefer emotionaler Zustand der Nostalgie oder eine tiefe melancholische Sehnsucht nach einem abwesenden, geliebten Menschen. Auf der Bühne tritt sie allein mit einem Mikrofon auf. Dabei gibt sie dem dem Publikum die Gelegenheit, ganz nah eine Person zu erleben, die ihre Geschichten von Glück und Leid, von Freuden und Niederlagen erzählt. Das Konzert findet am Mittwoch, den 03. November, um 21:00 Uhr im ACUD Macht Neu statt. Die Veranstaltung ist in Zusammenarbeit entstanden mit dem Programm von Kaunas, der Kulturhauptstadt 2022.
In HUMAN MYSTERY EQUALS THAT OF AN INSECT treffen frühe Puppen-Trickfilme auf das Multi-Instrumental-Orchester IKRA und schaffen eine interdisziplinäre Performance aus Video und Audio. Das Kollektiv untermalt musikalisch Filmszenen des polnisch-litauischen Pioniers der Stop-Motion-Animation, Ladislas Starevich, und lässt sie so zum Leben erwachen. Das Publikum erwartet hektische Grooves, schmierige Beats und dreckige Schreie, gepaart mit tiefen Klängen, atmosphärischen Vocals, knalligen Elektrobeats und funky Basslines. Die Performance findet am Samstag, den 06. November, um 22:00 Uhr im Sputnuik Kino statt.