Ankündigung: Filmreihe FESTIVAL PEARLS, Vortrag IN FOCUS: WOMEN IN LITHUANIAN CINEMA & Ausstellung THE PROJECT BOOTH. CINEMAS IN REGIONS

Die 11. Ausgabe des Filmfestivals LITAUISCHES KINO GOES BERLIN findet vom 03. bis 07. November 2021 statt. Angepasst an die aktuelle Hygieneverordnung präsentiert das Festival dem Berliner Publikum in den Kinos Sputnik und Acud die besten Kurz- und Langfilme aus Litauen, Estland und Lettland, darunter neue Produktionen sowie Festival-Highlights und Klassiker der Filmgeschichte. Zudem wird ein Vortrag mit Fokus auf weibliche Perspektiven im litauischen Film sowie eine Fotoausstellung zur Kinokultur in Litauen stattfinden.

FESTIVAL PEARLS: Aktuelles litauisches Kino

In der Reihe FESTIVAL PEARLS präsentiert das Festival aktuelles litauisches Kino und Festival-Hits der letzten Jahre. Mit ISAAC (2019) zeigt Regisseur Jurgis Matulevičius einen Film über Schuld, Freundschaft, Liebe und Selbstbefreiung im komplexen Kontext des Holocaust und der sowjetischen Nachkriegszeit in Litauen: 1941 tötet der litauische Aktivist Andrius Gluosnis den jüdischen Isaac beim Massaker in den Garagen von Lietukis. Jahre später, im sowjetischen Litauen, kehrt sein Freund, der Filmregisseur Gutauskas, aus den USA mit einem Drehbuch zu einem Film zurück, der die Morde und Situation, in der Isaac getötet wird, detailliert erzählt. Es wird zum Beweis für eine Untersuchung des KGB zu den Ereignissen von 1941. Gutauskas wird zum Hauptverdächtigen. Während der Vorbereitungen zum Film bricht Gluosnis’ Leben zusammen – geplagt von Schuld stellt er fest, dass er mit dem Opfer Frieden schließen muss. ISAAC war 2020 unter den Nominierten für den „Prix FIPRESCI“ als Bester Erstlingsfilm bei den European Film Awards.

In THE JUMP (2020) nimmt uns Regisseurin Giedrė Žickytė zunächst an die Küste von Martha’s Vineyard mit, wo im November 1970 ein US-amerikanisches Patrouillenboot ein sowjetisches Schiff erwartet, um über die Fischereirechte beider Nationen zu verhandeln. Während des Treffens passiert das Unerwartete, als der litauische Funker Simas Kurdirka an Deck des amerikanischen Schiffes springt und um Asyl bittet. Entgegen seiner Hoffnung auf Freiheit übergeben ihn die Amerikaner zurück an die sowjetischen Offiziere, Kudirka wird wegen Hochverrats verurteilt. Die gescheiterte Flucht entwickelt sich zu einem medialen Phänomen und sorgt für einen erbitterlichen politischen Kampf, der sich am Ende auszahlt: Kudirka darf in die USA einreisen. Anhand von Archivmaterial, Zeitzeug*innenberichten und Kudirka selbst erlebt das Publikum die persönliche Reise eines Mannes, der niemals die Hoffnung nach Gerechtigkeit aufgegeben hat. THE JUMP gewann seit seiner Premiere im Herbst 2020 zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Preis für den Besten Dokumentarfilm beim Internationalen Film Festival Warschau (Polen) und Publikumspreise bei DOC NYC (USA) oder DocVille (Belgien).

Ebenfalls im Program zu sehen ist GENTLE WARRIORS (2020) von Marija Stonyté. Der Dokumentarfilm folgt drei jungen Frauen, die sich freiwillig für den Wehrdienst melden, nachdem die Einberufung für Männer in Litauen als Reaktion auf mögliche Drohungen aus dem benachbarten Russland wieder eingeführt wird. Die Mädchen leben und trainieren 9 Monate lang unter 600 Männern auf einem abgelegenen Militärstützpunkt. Die Protagonistinnen werden sowohl in ihrem zivilen Leben, als auch in ihren militärischen Kampfrollen begleitet. Es entstehen komplexe und facettenreiche Portraits junger Frauen, die ihrem eigenen Willen folgen.

Im Coming-of-Age-Drama THE CASTLE (2020) erzählt Lina Luzyte die Geschichte von Monika, einem 13-jährigen litauischen Mädchen, das kürzlich mit ihrer Mutter und ihrer dementen Großmutter nach Dublin gezogen ist. Als leidenschaftliche Sängerin drängt Monika ihre Mutter – eine professionelle Pianistin – dazu, weiterhin mit ihr zu spielen. Doch die arbeitet jetzt in einer Fischfabrik, um die Rechnungen zu bezahlen. Als die beiden eingeladen werden, im“ The Castle” zu spielen, lehnt Monikas Mutter ab und will ihr nicht die benötigten 120 Euro geben, um ein Keyboard zu mieten. Mit dem Beschluss ihr Ziel zu erreichen, entführt die verzweifelte Monika schließlich ihre eigene Oma und fordert das Lösegeld von ihrer Mutter.

Vortrag zu weiblichen Perspektiven im litauischen Film & Fotoausstellung zur Kinokultur in Litauen

Im Vortrag IN FOCUS: WOMEN IN LITHUANIAN CINEMA wird die Entwicklung des zeitgenössischen litauischen Kinos aus der Perspektive der feministischen Filmforschung thematisiert. Der Statuswandel von Filmemacherinnen innerhalb der Filmindustrie wird aufgezeigt, führende Filmemacherinnen, ihre Filme und wichtigsten Themen werden vorgestellt. Der Vortrag basiert auf dem kürzlich erschienenen, gleichnamigen Buch, herausgegeben von Dr. Natalija Arlauskaitė und Lina Kaminskaitė.  Es ist der erste Versuch einer feministischen Herangehensweise an die litauische Filmwissenschaft unter Einbeziehung der Perspektiven von verschiedenen Autorinnen. Der Vortrag wird sich auf zeitgenössische Ausrichtungen des Kinos in baltischen Ländern mit einer Post-Me-Too-Bedingung beziehen sowie den postkolonialen feministischen Diskurs reflektieren.

Gehalten wird der Vortrag von Lina Kaminskaitė, Mitherausgeberin des Buches. Kaminskaitė ist Film- und Medienforscherin sowie Professorin an der litauischen Musik- und Theaterakademie (Lithuanian Academy of Music and Theatre). Sie ist leitende Forscherin am Medienbildungs- und Forschungszentrum Meno Avilys, wo sie Projekte im Bereich des Neuen Kinos initiiert und durchführt. Ihre weiteren Forschungsfelder sind Geschichte, audiovisuelles Medienerbe und feministische Filmforschung.

Mit THE PROJECTION BOOTH. CINEMAS IN REGIONS wird im Rahmen des Festivals zudem eine Ausstellung präsentiert, die die Kinokultur Litauens visuell einfängt. Es ist die erste Phase einer umfassenderen Erforschung der Kinokultur in den Regionen Litauens. Mit der Studie möchte das Medienbildungs- und Forschungszentrum Meno Avilys das kulturelle und architektonische Erbe von Filmvorführungsstätten in litauischen Städten und Gemeinden (außer den Städten Vilnius und Kaunas) in den Fokus rücken. Dabei wird auch auf deren wachsenden Rückgang aufmerksam gemacht. Die Ausstellung findet vom 3.-24. November 2021 im Sputnik Kino statt.

Das komplette Filmprogramm sowie weitere Veranstaltungen im Rahmen der 11. Festivaledition von LITAUISCHES KINO GOES BERLIN werden in Kürze bekanntgegeben.

11th edition of LITAUISCHES KINO GOES BERLIN will take place November 3–7, 2021.